Zum Inhalt springen

Wie du einen guten Schreibstil entwickelst

Ein „guter“ Schreibstil – gibt es den überhaupt? Das ist doch total subjektiv, oder?

Wenn es um Literatur geht, stimme ich dir zu. Die Bücher von Houellbecq, Dan Brown oder E. L. James mag man – oder halt nicht.

Bei Sachtexten – E-Mails, Geschäftsbriefen, Hinweisschildern – gibt es durch einen Konsens darüber, was ein guter Schreibstil ist.

Wie dieser aussieht, erfährst du in diesem Artikel. Du lernst, warum ein guter Schreibstil wichtig ist, woran du ihn erkennst und wie du deinen eigenen Stil verbessern kannst.

Was versteht man unter Schreibstil?

Als Schreibstil bezeichnet man die Art und Weise, wie jemand sich schriftlich ausdrückt. Das bezieht sich vorallem auf Wortwahl, Satzbau und Tonalität.

Der eine schreibt und kurz und knackig, die andere verwendet verschachtelte Sätze mit vielen Einschüben. Manche schreiben sachlich, andere humorvoll. Schreibstile sind vielfältig.

Ein guter Schreibstil ist aber ausdrücklich nicht gleichbedeutend mit komplizierten Sätzen oder ausgefallenen Vokabeln. Ganz im Gegenteil: Manchmal ist einfach zu schreiben, die beste Lösung.

Warum ist ein guter Schreibstil wichtig?

Wie du schreibst, sagt etwas über dich aus – ähnlich wie dein Kleidungsstil. Leute, denen ihr Schreibstil wurscht ist, gehen vermutlich auch in Jogginghose ins Sterne-Restaurant.

Ein guter Schreibstil hilft deinen Leserinnen und Lesern, deine Inhalte schnell und mühelos zu verstehen. Er kann dafür sorgen, dass dein Text gelesen statt ignoriert wird.

Manchmal kann ein guter Schreibstil sogar eine Entscheidung beeinflussen, zum Beispiel bei einer Bewerbung oder einer Verkaufsmail.

Überall dort, wo Menschen deine Texte lesen und verstehen sollen, ist ein guter Schreibstil also wichtig. Dein Tagebuch, deinen Notizzettel und deine Einkaufsliste kannst du also getrost formulieren, wie du möchtest. Bei allen anderen Texten solltest du besser darauf achten, wie du schreibst.

Darum ist ein guter Schreibstil wichtig:

  • Er macht die Kommunikation effektiver und vermeidet Missverständnisse.
  • Er hilft dir, andere zu überzeugen und zu beeinflussen.
  • Er lässt dich professionell und kompetent wirken.
  • Er verbessert die Lesbarkeit deiner Texte.

Woran du einen guten Schreibstil erkennst

Du hast bereits gelesen, dass es einen Konsens darüber gibt, was einen guten Schreibstil ausmacht. Bisher klang aber alles noch sehr abstrakt, oder? Das ändern wir jetzt: Ich stelle dir vier Merkmale eines guten Schreibstils vor.

Klarheit

Niemand würde je urteilen: „Das ist aber gut geschrieben“, wenn man gar nicht verstanden hat, was im Text drin steht. Klarheit ist ein entscheidender Aspekt eines guten Schreibstils, weil sie deine Gedanken und Ideen verständlich macht und Missverständnisse vermeidet.

Beispiel

Prägnanz

Du musst nicht alles niederschreiben, was es zu einem Thema zu sagen gibt. Menschen mit gutem Schreibstil wissen, was in den Text muss und was man raus kann. Frage dich: Welche Informationen sind für meine Leser und Leserinnen relevant und welche nicht? Fasse dich kurz.

Beispiel

Wortwahl

Für Klarheit und Prägnanz sorgen die richtigen Wörter. Indem du klare und präzise Worte wählst, kannst du deine Gedanken genau vermitteln und deine Leserinnen gezielt ansprechen.

Beispiel

Lesefluss

Ein guter Schreibstil bedeutet, dass der Inhalt der Leserin sofort verständlich ist, bei ihr keine Unklarheiten entstehen und sie nicht ins Stocken gerät. Idealerweise denkt sie über den Text an sich nicht weiter nach, sondern verarbeitet einfach die Informationen, die sie darin findet.

Das schaffst du, indem du eine abwechslungsreiche Satzstruktur verwendest und deinen Text klar strukturierst. So hältst du die Aufmerksamkeit der Leserin und förderst ihr Verständnis.

Beispiel

Schöner Schreibstil: Häufige Stilfehler und wie du sie vermeidest

Es gibt die üblichen verdächtigen in Texten. Die folgenden Stilfehler sind weitverbreitet. Ich zeige dir, wie du sie umgehst.

Stilfehler Nr. 1: Du verwendest Nominalstil.

Sagst du „Wir müssen dazu noch eine Besprechung abhalten“ oder  eher „Wir müssen das noch besprechen?“. Garantiert Letzteres. Das ist für dich einfacher auszudrücken und für dein Gegenüber leichter zu verstehen.

In geschriebener Form verhält es sich genauso.

Viele Menschen verwenden beim Schreiben viele Nomen (Substantive), weil sie das für professioneller halten. Das nennt man dann Nominalstil. Aber Nominalstil ist gar nicht professionell, sondern hauptsächlich anstrengend (siehe auch: Rechstexte).

Oder liest du dir abends zum Einschlafen noch ein schönes Kapitel aus dem BGB durch? Nö, tust du nicht. Das ist nämlich keine angenehme Lektüre.

Besser ist der Verbalstil. Hier wird weniger mit Nomen hantiert, sondern Verben verwendet. So wie man das halt mündlich auch macht. Denn Verben schaffen Klarheit und vereinfachen Sätze.

Beispiel

Stilfehler Nr. 2: Du formulierst im Passiv.

Passiv-Konstruktionen machen Texte weniger umständlicher.Schau: „Der Besprechungsraum sollte nach Beendung des Meetings in seinen Ursprungszustand zurückversetzt werden“ vs. „Bitte räumen Sie nach der Besprechung den Raum wieder auf“.

Satz zwei ist einfacher und direkter, oder?

Im Aktiv zu schreiben bedeutet, dass bei jeder beschriebenen Handlung klar ist, wer sie ausführt.

Bei Passivformulierungen kannst du dich hingegen herausrausmogeln. Du musst nicht sagen, wer etwas tut. Das ist in manchen Fällen ganz praktisch, aber trotzdem kein guter Schreibstil.

Passiv erkennst du häufig an dem Wörtchen „zu“ und einer Form von sein, zum Beispiel „die Fenster sind zu schließen” oder„das Fenster wird geschlossen“.

Beispiel

Mini-Schreibkurs für 0 €

In meinem E-Mail-Kurs bringe ich dir in fünf Tagen die Grundlagen guter Texte bei. Melde dich für 0 € an und starte gleich morgen!

Mit deiner Teilnahme meldest du dich für meinen monatlichen Newsletter an. Du kannst dich  natürlich jederzeit davon abmelden.

Stilfehler Nr. 3: Du übertreibst es mit Adjektiven.

An diesem wunderschönen, sonnigen Tag möchte ich dir, liebe treue Leserin, einige wahrlich fantastische Tipps verraten, wie du deine interessanten und lesenswerten Texte noch hervorragender machst.

Bissl arg, oder? Finde ich auch. Du hast im Deutschunterricht sicher beigebracht bekommen, dass Adjektive Texte lebendiger machen. Sie verleihen ihnen Farbe, weil sie Dinge näher beschreiben. Ein Baum ist kein Baum, sondern ein großer Baum; das Haus ist kein Haus, sondern ein gelbes Haus usw.

Adjektive sind natürlich nützlich und manchmal essenziell. Dennoch solltest du nicht jedes Objekt in deinen Texten genauer beschreiben. Verwende Adjektive nur dann, wenn sie notwendig sind. Andernfalls blähst du deine Sätze auf und verwässerst ihren Inhalt.

Beispiel

Stilfehler Nr. 4: Deine Satzstruktur ist zu kompliziert.

Ein Kriterium für einen guten Schreibstil, das wahrscheinlich die meisten kennen, lautet: Verwende keine Schachtelsätze. Schließlich mag niemand unnötig komplizierte Texte. Aber warum bilden so viele Leute dann solche monströse Satzgebilde?

Meiner Meinung nach liegt das oft daran, dass sie keinen Mut zu kurzen Sätzen haben. Denn lange, verschachtelte Sätze wirken professioneller und so wollen wir ja schließlich alle rüberkommen, nicht?

Das beste Mittel gegen komplizierte Satzstrukturen ist also, kürzere Sätze zu bilden. So wie bei diesen Beispielsätzen:

Schreibstil verbessern: Diese Übungen helfen

Wenn du einen schöneren Schreibstil praktizieren möchtest, hilft nur üben. Hier sind ein paar Anregungen, wie du das umsetzen kannst:

  • Schreibe Texte um: Nimm einen deiner alten Texte her und schau, wo du Stilfehler begangen hast und schreibe ihn nochmal besser.
  • Kürze deine Texte: Falls du zum Labern oder unpräzisen Ausdrücken neigst, nimm einen deiner Texte her und versuche, ihn zu kürzen (natürlich ohne wichtige Informationen zu streichen).
  • Lies deine Texte laut vor: Um holprige Stellen, Wiederholungen und Rhythmusprobleme zu erkennen, lies deine Texte laut vor. So fällt dir besser auf, wo es stilistische Schwierigkeiten gibt.
  • Lies gute Texte: Du kannst dir einen guten Schreibstil von anderen abschauen. Lies bewusst verschiedene Textsorten und achte darauf, wie gute Texterinnen formulieren.

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

Picture of Hi, ich bin Julia
Hi, ich bin Julia

Falls du Tipps für kompetente und kreative Texte suchst, bist du auf meinem Blog genau richtig.

Schreibkurs für 0 €

Lerne über fünf Tage die Basics guter Texte mit meinem kostenlosen E-Mail-Kurs.

Wenn du dich für den Kurs anmeldest, erhältst du zukünftig auch meinen Newsletter. Du kannst dich jederzeit abmelden.

Meine neusten Blogbeiträge

📧 Du träumst von weniger E-Mails? 📧

In meinem Dossier „So stoppst du die E-Mail-Flut“ erkläre ich dir, wie du diesen Traum realisieren kannst.

Mein E-Book

Ein Hinweis

Ich verwende in meinen Artikeln häufig das generische Femininum. Als Mann darfst du dich mitgemeint fühlen.