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Aktiv schreiben: Warum es deine Texte wirkungsvoller macht

In der Textwelt stehen sich zwei grammatikalische Konzepte gegenüber: Aktiv und Passiv. Ob du aktiv oder passiv schreibst, hat großen Einfluss darauf, wie gut sich dein Text liest  und wie er auf die Lesenden wirkt.

In diesem Artikel erfährst du, was der Unterschied zwischen Aktiv und Passiv ist, welche Wirkungen beide Formen haben, warum Aktiv in den meisten Fällen die bessere Wahl ist und wie du Passiv in Aktiv umwandelst.

Der Unterschied zwischen Aktiv- und Passivsätzen

Der zentrale Unterschied zwischen Aktiv- und Passivsätzen liegt darin, ob aus ihnen ersichtlich wird, wer handelt.

Lass uns das anhand eines Beispiels genauer ansehen: „Die Ärztin untersucht den Patienten“ ist ein aktiv formulierter Satz, denn aus ihm geht hervor, wer wen untersucht hat.

Im passiv formulierten Satz „Der Patient wird untersucht“ hingegen ist nicht klar, wer den Patienten untersucht hat. Es könnte eine Ärztin sein, ein Arzt, eine Krankenschwester oder sogar ein Klempner. Man erfährt es schlicht nicht.

Ich versuche stets, Dinge so einfach wie möglich und ohne komplizierte Wörter zu erklären, doch an dieser Stelle kommen wir um zwei grammatikalische Fachbegriffe nicht herum. Und zwar Subjekt und Prädikat:

  • Das Subjekt ist die Person oder Sache, die in einem Satz etwas tut oder über die etwas ausgesagt wird.
  • Das Prädikat ist das Verb (oder die Verbgruppe), das beschreibt, was das Subjekt tut oder was mit ihm geschieht.


Untersuchen wir unsere beiden Beispielsätze auf Subjekt und Prädikat, fällt auf: Der Passivsatz hat kein Subjekt. Der Aktivsatz schon, dort ist es „die Ärztin“.

Aktiv zu schreiben bedeutet also, dass man die Person, die etwas tut erwähnt. Sie steht im Mittelpunkt. Deshalb beginnt der Satz auch mit „Die Ärztin …“.

Bei Passiv kann das Subjekt erwähnt werden (meist am Ende, z. B. „Der Patient wird von der Ärztin untersucht.“), es steht aber nicht im Mittelpunkt des Satzes.

So wirken aktiv formulierte Sätze

Sieh dir diese Sätze an:

  • Passiv: Um Spenden wird gebeten.
  • Aktiv: Bitte spenden Sie.
  • Passiv: Für die Nutzung dieses Dienstes ist eine Registrierung notwendig.
  • Aktiv: Um diesen Dienst nutzen zu können, müssen Sie sich registrieren.
  • Passiv: Die Durchführung der Aktion ist für Samstag geplant.
  • Aktiv: Wir planen die Aktion am Samstag durchzuführen.


Wenn du diese Sätze gelesen hast, wirst du mir zustimmen, wenn ich Folgendes attestiere:

  • Aktiv formulierte Sätze sind direkter, wirken freundlicher und selbstbewusster und sind leichter verständlich.
  • Passivsätze sind unpersönlicher, wirken allenfalls neutral und sind schwieriger zu lesen.


Jetzt weißt du auch, warum du aktiv schreiben solltest, wenn du gute Texte verfassen möchtest: Über Aktivsätze müssen Leserinnen und Leser weniger nachdenken, es fällt ihnen leichter, sie zu verstehen.

Natürlich denken wir über einen Passivsatz wie „Die Türen müssen stets geschlossen werden“ nicht minutenlang nach. Es ist uns schnell klar, was das bedeutet. Aber „Bitte schließen Sie stets die Türen“ verstehen wir trotzdem schneller. Dieser Satz erfodert weniger Gehirnleistung. Er geht direkt durch uns durch zu unseren Händen, die unmittelbar nach der Türklinge greifen.

To Do: Aktiv schreiben zum Standard machen

Gerade im Beruf ist es verlockend, im Passiv zu formulieren. Man kann sich so ein bisschen aus der Affäre stehlen. Nicht „ich“ oder „wir (dein Unternehmen)“ entschuldigen uns bei unserer Kundschaft für den Fehler, der uns unterlaufen ist. Nein, wir schreiben einfach „um Entschuldigung wird gebeten“. Damit signalisieren wir, dass es Grund zum Unmut gibt, ohne Verantwortung übernehmen zu müssen.

Passiv ist außerdem oft einfacher zu schreiben als aktiv. Es erfodert weniger Nachdenken und weniger Mut. Im Aktiv zu schreiben bedeutet, klar zu formulieren. Das ist oft unbequem. Doch für Leserinnen und Leser (also häufig: Kundinnen und Kunden) ist es angenehmer. Sie verstehen die Nachricht leichter und es kommt seltener zu Missverständnissen.

Dennoch setzen viele Menschen Passivformulierungen mit einer professionellere Ausdrucksweise gleich. Denn Aktiv kennen wir vorallem aus der gesprochenen Sprache oder aus Textnachrichten mit Familie und Freunden. Doch dieser Annahme liegt ein großer Irrtum zu Grunde: Nämlich dass gute, professionelle Texte kompliziert sein müssen. Das ist Nonsens. Einfach zu schreiben ist weder unprofessionell noch wirkt es unseriös.

Ganz im Gegenteil: Verständlich zu formulieren ist ein Zeichen des Respekts für die Lesenden und ein Beweis für das Selbstbewusstsein der Verfasserin.

Fazit: Aktiv schreiben bringt deine Botschaft besser rüber

Ob du aktiv oder passiv schreibst, ist nicht nur eine grammatikalische Entscheidung. Sondern auch eine Entscheidung, wie du auf deine Leserinnen und Leser wirken willst.

Falls du freundlich, selbstbewusst und klar wirken möchtest, formuliere auf jedem Fall im Aktiv.

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Hi, ich bin Julia

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