Zum Inhalt springen

Einfach schreiben: Warum simple Texte oft besser sind

Je komplizierter ein Text, desto klüger die Autorin? Könnte man meinen, ist aber weit gefehlt. Tatsächlich ist einfach zu schreiben oftmals viel anspruchsvoller, als einen verbosen Text zu produzieren.

Aber wieso würde man einfach schreiben, wenn es auch kompliziert geht? Schließlich ist man doch sehr gebildet und möchte das anderen auch demonstrieren. Aus einem einfachen Grund: Weil es in deinen Texten nicht um dich geht.

In deinem Tagebuch oder auf deiner Einkaufsliste kannst du schreiben, wie du willst. Das bekommt ja niemand mit. Aber alle anderen Texte sollen in der Regel von mindestens einer Person gelesen (und verstanden) werden. Du schreibst also nicht für dich, sondern für deine Leserinnen.

In diesem Artikel sehen wir uns an, was du davon hast, einfach zu schreiben und wie das genau geht.

Vorteile einfachen Schreibens

Einfaches Schreiben bietet zahlreiche Vorteile für die Menschen, die deinen Text lesen sollen. Einer der größten Pluspunkte ist Verständlichkeit. Wenn du klar und präzise schreibst, erreichst du eine viel breitere Leserschaft, unabhängig von Bildungshintergrund oder Sprachkenntnissen. 

Komplizierte Fachbegriffe und verschachtelte Sätze verwirren oft und lenken vom Wesentlichen ab. Mit einfachen Worten bringst du deine Botschaft hingegen direkt auf den Punkt.

Das führt zu effektiverer Kommunikation. Eine klare, einfache Sprache spart Zeit – sowohl dir als auch deinen Leserinnen. Ohne unnötige Umschweife kommt deine Kernbotschaft schneller an, was besonders in der geschäftlichen Kommunikation von Vorteil ist.

Außerdem sorgt ein simpler Text für Zugänglichkeit. Gerade Menschen mit Lernschwierigkeiten, geringerem Sprachniveau oder kognitiven Einschränkungen profitieren von einfachen Texten. Hier kommt auch die Leichte Sprache ins Spiel, die es Menschen ermöglicht, Inhalte leichter zu verstehen und somit aktiver am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Wenn du dich bemühst, einfach zu schreiben, kann es sein, dass du noch einen weiteren Vorteil für dich entdeckst. Nämlich, dass es dir leichter fällt, zu schreiben. Meiner Erfahrung nach tun sich Menschen oft schwer, gute Texte zu schreiben, weil sie die Sache verkomplizieren. Sie glauben, Schrift muss anders, hochgestochener, sein als das, was sie mündlich von sich geben. Der Versuch, einfach zu schreiben, lenkt den Fokus weg von „ich muss einen guten Text produzieren“ und hin zu „ich muss mich möglichst klar ausdrücken“. Das kann den Nebeneffekt haben, dass du nicht mehr so kompliziert denkst und dir Schreiben leichter von der Hand geht.

Wenn du einfach schreibst, kannst du dich nicht hinter Schachtelsätzen, Fremdwörtern oder Euphemismen verstecken. Du musst das zu Papier bringen, was du wirklich meinst.

7 konkrete Tipps für einfaches Schreiben

Wenn du deine Texte einfacher und verständlicher gestalten möchtest, habe ich hier ein paar simple, aber wirkungsvolle Tipps für dich:

1. Formuliere kurze und klare Sätze

Lange, verschachtelte Sätze wirken schnell ermüdend und sind schwer zu verstehen. Halte deine Sätze kurz und präzise, um die Lesbarkeit zu verbessern. Ein Satz sollte nur eine zentrale Aussage transportieren. Wenn du zwei oder drei Ideen hast, dann teile sie lieber auf mehrere Sätze auf. Das macht es deinen Lesern einfacher, der Handlung oder Argumentation zu folgen.

Dein Merkspruch: Ein Gedanke – ein Satz. Ein Gedankengang – ein Absatz.

2. Setze auf aktive statt passive Sprache

Die aktive Stimme bringt Schwung in deine Texte. Anstatt zu schreiben „Es wird um Entschuldigung gebeten“, sage lieber „Wir entschuldigen uns“. Aktiv ist direkter und persönlicher – es zieht deine Leserinnen stärker in den Text hinein und vermeidet unnötige Umwege.

3. Vermeide Fachjargon und unnötige Fremdwörter

Deine Leserinnen sollten nicht das Gefühl haben, ein Wörterbuch zu brauchen, um deinen Text zu verstehen. Versuche, Fachbegriffe und Fremdwörter so weit wie möglich zu vermeiden – es sei denn, du weißt, dass deine Zielgruppe sie versteht. Wenn du komplexe Begriffe nutzen musst, erkläre sie einfach und verständlich, damit niemand auf der Strecke bleibt.

4. Verwende einfache Wörter

Warum komplizierte Wörter wie „implementieren“ nutzen, wenn du einfach „umsetzen“ sagen kannst? Einfache, klare Wörter sind immer die bessere Wahl, da sie deine Leser nicht verwirren oder unnötig herausfordern. Das Ziel ist, dass jeder deine Botschaft sofort versteht, ohne zweimal lesen oder gar ein Wörterbuch aufschlagen zu müssen.

5. Achte auf Absätze und Struktur

Gut strukturierte Texte sind für das Auge viel angenehmer. Nutze Absätze, um deine Gedanken zu gliedern, und setze Zwischenüberschriften, um Lesern Orientierung zu geben. Jeder Absatz deines Textes sollte eine klare Idee behandeln, sodass die Leserinnen leicht folgen können. Diese Struktur schafft Übersichtlichkeit und hält Leser bei der Stange.

6. Nutze Emojis

Besonders wenn du mit Nicht-Muttersprachlerinnen kommunizierst und dir nicht sicher bist, welche Wörter sie kennen, kann es sinnvoll sein, Emojis einzusetzen. Statt „Der heutige Kurs muss wetterbedingt leider ausfallen“, schreibe „Der Kurs fällt heute aus, weil es regnet. 🌧“. Natürlich solltest du es nicht übertreiben und jedes potenziell schwierige Wort bebildern (das könnte den Lesefluss beeinträchtigen). Verwende Emojis nur für Kernaussagen.

7. Sei vorsichtig mit Redewendungen und Floskeln

Während Sprichwörter und Redewendungen für ältere Personen leicht verständlich sind, können sie für Menschen, die in einer anderen Sprache sozialisiert wurden, verwirrend sein. Doch es ist gar nicht so leicht, Floskeln wie „nicht um den heißen Brei herumreden“ oder „ich verstehe nur Bahnhof“ zu vermeiden. Als Muttersprachlerinnen verwenden wir sie ganz automatisch und denken deshalb nicht darüber nach, dass man diese Ausdrücke kennen muss, um ihren Sinn zu verstehen. Vermeide solche Idiome also wo möglich und schreibe stattdessen einfach, was du meinst (z. B. „etwas direkt ansprechen“ oder „ich verstehe es nicht“).

Wenn du diese Tipps befolgst, werden deine Texte nicht nur einfacher zu lesen, sondern auch überzeugender und zugänglicher. Ganz gleich, ob du einen Blogartikel, eine E-Mail oder eine Präsentation schreibst – mit klarer, prägnanter Sprache erreichst du mehr Menschen und transportierst deine Botschaft effektiv.

5 Beispiele für einfaches Schreiben

Sehen wir uns ein paar Beispiele an, damit dir der Unterschied zwischen schwierigen Sätzen und einfachem Schreiben klarer wird:

Schwierig: „Zur Optimierung der betrieblichen Abläufe wird eine umfassende Analyse aller bestehenden Prozesse durchgeführt.“

Einfacher: „Wir analysieren unsere Prozesse, um die Abläufe zu verbessern.“

Schwierig: „Das vorliegende Dokument soll den Zweck erfüllen, eine klare und umfassende Darstellung der zu ergreifenden Maßnahmen zu bieten.“

Einfacher: „Dieses Dokument zeigt die geplanten Maßnahmen.“

Schwierig: „Die Implementierung eines neuen Systems ist erforderlich, um die Effizienz und Produktivität zu steigern.“

Einfacher: „Ein neues System soll unsere Effizienz steigern.“

Schwierig: „Angesichts der Tatsache, dass die finanziellen Mittel begrenzt sind, ist es notwendig, eine Priorisierung vorzunehmen.“

Einfacher: „Da unser Budget begrenzt ist, setzen wir Prioritäten.“

Schwierig: „Es wird davon ausgegangen, dass die neue Regelung eine Verbesserung der aktuellen Situation herbeiführen wird.“

Einfacher: „Die neue Regelung wird die Situation wahrscheinlich verbessern.“

Zwei Tools, die dir helfen können, einfacher zu schreiben

Es gibt Tools, die dir dabei helfen können, deine Texte einfach und lesbar zu gestalten. Ich stelle dir zwei vor, die ich regelmäßig verwende:

  • Duden-Mentor ist ein beliebtes Tool, das vornehmlich Rechtschreib- und Grammatikfehler aufdeckt. Es macht dir aber auch Verbesserungsvorschläge für deinen Schreibstil, etwa wenn deine Sätze zu lang sind oder du Wörter wiederholst. Du kannst es für Texte bis 500 Zeichen online kostenlos nutzen. Die Premium-Version kostet 7,99 € und beinhaltet Add-ins für Chrome und Microsoft Word. Für Vielschreiberinnen ist das eine gute Investition.
  • ChatGPT: Mit den richtigen Anweisungen unterstützt dich das KI-Tool dabei, deine Texte zu vereinfachen. Nutze Prompts wie: „Drücke diesen Satz einfacher aus: [Satz einfügen]“ oder „Vereinfache diesen Satz. Vermeide Passiv und Nominalstil: [Satz einfügen]“. Du kannst ChatGPT auch ganz genau nennen, wer deinen Text verstehen soll, etwa: „Formuliere diesen Satz so um, dass ihn eine Person versteht, die Deutsch auf A2-Niveau spricht: [Satz einfügen]“.
Screenshot, der zeigt, wie ChatGPT helfen kann, einfach zu schreiben
Beispiel ChatGPT 1
Screenshot, der zeigt, wie ChatGPT helfen kann, einfach zu schreiben
Beispiel ChatGPT 2

Fazit: Einfach zu schreiben ist oft sinnvoll

Wenn deine Texte von so vielen Menschen wie möglich verstanden werden sollen, ist es ratsam, sie so simpel wie möglich zu verfassen. Es mag nicht immer notwendig sein, einfach zu schreiben; aber es ist es vermutlich öfter als du denkst. Und es kann nie schaden. Denn einfach zu schreiben, bedeutet verständlich zu schreiben.

Das schaffst du, indem du folgende fünf Aspekte beachtest:

  • Formuliere kurze und klare Sätze: Vermeiden solltest du lange, verschachtelte Sätze.
  • Setze auf aktive statt passive Sprache: Die aktive Stimme ist direkter und leichter verständlich.
  • Vermeide Fachjargon und unnötige Fremdwörter. Wähle stattdessen leicht verständliche Substantive und Verben, die jedem bekannt sind.
  • Verwende einfacher Wörter: Ersetze komplexe Wörter durch einfache Synonyme.
  • Achte auf Absätze und Struktur: Dein Text sollte gut gegliedert und übersichtlich sein.


Für viele von uns, ist es aber gar nicht so einfach, simple Texte zu formulieren. Wenn du es also schaffst, dich so auszudrücken, dass dich jeder versteht – eine Einwanderin aus Indien, deine Oma und dein achtjähriges Nachbarskind – kannst du wirklich stolz auf deine Schreibfähigkeiten sein.

Du möchtest mehr Tipps für gute Texte? 
Sieh dir auch diese Blogartikel an:

Picture of Hi, ich bin Julia

Hi, ich bin Julia

Falls du Tipps für kompetente und kreative Texte suchst, bist du auf meinem Blog genau richtig.

Mehr meiner Schreibtipps gibt's regelmäßig in meinem Newsletter. Meld dich doch an!