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9 rhetorische Mittel

9 rhetorische Mittel, die deine Texte aufmotzen

Was habe ich Textanalysen im Deutschunterricht gehasst! Texte anderer Leute nach irgendwas Auffälligem durchforsten und dann fabulieren, was sie wohl mit diesen rhetorischen Mitteln beabsichtigt haben. Ich hab nie begriffen, was ich als Schülerin davon habe und woher den irgendwer mit Sicherheit wissen kann, was jemand bei der Wahl von Stilfiguren beabsichtigt hat. (Spoiler: Es ist immer die Verstärkung der Aussage.)

Aus meiner Perspektive als Texterin muss ich sagen: Wenn ich ein Stilmittel verwende, dann geschieht das häufig (wenn nicht immer) automatisch. Ich sitz nicht bleistiftkauenderweise vor einem Blatt Papier und überlege, welche rhetorische Figuren ich verwenden könnte, um meinen Leserinnen etwas zu signalisieren. (Ich kann dir allerdings nicht sagen, was mein Unterbewusstsein für Spielchen treibt. Dr. Freud ging nicht ran, als ich angerufen habe.)

Aber ich versuche heute mal, das Pferd von hinten aufzuzäumen und dir zu zeigen, welche sprachlichen Mittel es gibt und wie du sie verwenden kannst, um deine Texte interessanter zu machen.

9 rhetorische Mittel, die etwas hermachen

In dieser Liste stelle ich dir die zwölf Stilmittel vor, die du meiner Meinung nach am häufigsten und effektvollsten in deinen Texten einsetzen kannst. Ich erkläre dir, um welches rhetorische Mittel es handelt, liefere dir ein paar Beispiele und gebe dir Ideen, wie und wann du sie verwenden kannst. 

Aber das sind natürlich nur Anregungen. Lass deiner Kreativität freien Lauf.

>> Schau dir auch meine 10 Tipps für kreative Texte an

Rhetorische Frage

Wie geil ist das denn?

Definition: Eine Frage, auf die du keine Antwort erwartest. Meistens ein Ausdruck der Begeisterung, der Verzweiflung, des Schocks oder ähnlichem.

Weitere Beispiele:

Wie du es einsetzen kannst: Mündlich verwenden wir dieses rhetorische Mittel ständig. Und wenn du meinen Schreibtipps schon länger folgst, weißt du, dass ich großer Fan bin, größtenteils so zu schreiben, wie man spricht. Flechte also eine rhetorische Frage in deine Text ein, wenn du ausdrücken willst, wie sehr dich etwas beeindruckt – positiv oder negativ.

Parallelismus

Heute so, morgen so.

Definition: Bei diesem stilistischen Mittel sind aufeinanderfolgende Sätze oder Satzteile gleich aufgebaut.

Weitere Beispiele:

Wie du es einsetzen kannst: Mit diesem Sprachmittel kannst du einerseits gut einen Gegensatz darstellen. Andererseits verleihst du damit etwas wirklich Nachdruck. Stell dir das letzte Beispiel als einfache Aufzählung vor: Wenn das wahr ist, muss er zurücktreten, dann hat er im Deutschen Bundestag nichts zu suchen und sollte aus der Partei austreten. Gleiche Aussage, aber hier schwingt nicht so viel Entsetzen über was-auch-immer-er-getan-hat mit wie beim Parallelismus.

Diminutiv

Hündlein

Definition: Dieses rhetorische Mittel ist auch als Verniedlichung bekannt. Du bildest es, indem du die Silben -chen oder -lein an ein Substantiv hängst.

Weitere Beispiele:

Wie du es einsetzen kannst: Du kannst dieses Stilmittel einerseits einsetzen, um die Dimension von etwas klarzumachen, ohne auf Adjektive zurückzugreifen (Adjektive sind oft verwässernd). Du schreibst über einen Chihuahua? Der ist mehr Hündlein als Hund. Hündlein ist eindrucksvoller als kleiner Hund, oder?

Andererseits kannst du Diminutiv auch in einem ironischen Sinn verwenden. Indem du etwas als ein Problemchen bezeichnest, dann aber offenbarst, dass es in Wirklichkeit eine Katastrophe mit nicht abzusehenden Folgen ist, erzeugst du einen Überraschungseffekt. Und Überraschungen sind immer gut, um die Leserin bei der Stange zu halten.

Inversion

Über sieben Brücken musst du gehen.

Definition: Die Inversion ist eine Umkehrung der gewöhnlichen Reihenfolge der Satzglieder. Gewöhnlich ist Subjekt – Prädikat – Objekt. Bei diesem rhetorischen Mittel fängst du beispielsweise mit dem Objekt an.

Weitere Beispiele:

Wie du es einsetzen kannst: Meister Yoda weiß: Mit der Inversion Aufmerksamkeit du schaffst. Weil unsere Gehirne Subjekt-Prädikat-Objekt-Formulierungen gewohnt sind, fallen uns solche Formulierungen besonders auf. Wenn du also eine Aussage verstärken oder einprägsamer mache möchtest, dreh mal rum die Satzglieder.

Yoda als Beispiel für das rhetorische Mittel Inversion
Yoda Inversionen liebt.

Klimax

Verliebt, verlobt, verheiratet.

Definition: Klimax heißt Steigerung. Als rhetorisches Mittel ist es genau das: eine Reihe von Wörtern, Wortgefügen oder Satzteilen, die sich von der schwächsten zur stärksten Ausprägung steigern.
Aber Vorsicht: Damit ist nicht die Steigerung von Adjektiven gemeint.

Weitere Beispiele:

Wie du es einsetzen kannst: Der Clue bei dieser Sprachfigur ist: Du kannst mit der höchsten Steigerung, also dem Klimax, für einen Überraschungseffekt sorgen. Nämlich indem du nicht den erwarteten Begriff bringst. Nimm dir ein Beispiel an einer der führendsten Brauereien Deutschlands: Gut. Besser. Paulaner. 
Du legst also selbst fest, was für dich das Höchste ist. Und damit kannst du deine Leserinnen aufmerken lassen.

Hyperbel

Ich könnte ein Pferd essen!

Definition: Bei der rhetorischen Figur der Hyperbel handelt es sich schlicht um eine Übertreibung.

Weitere Beispiele:

Wie du es einsetzen kannst: Die Hypberbel ist ganz klar deine Chance, mit relativ wenig Aufwand ein Schmunzeln zu provozieren. Übertreibungen bekommt echt jeder hin. 

Exclamatio

Pfui!

Definition: Exclamatio ist nur ein kompliziertes Wort für Ausruf, also eine kurze, emotionale Äußerung.

Weitere Beispiele:

Wie du es einsetzen kannst: Statt starke Gefühle in deinen Texten mit vielen Worten zu beschreiben, kannst du es dir viel einfacher machen. Verwende einen Ausruf und drücke so kürzer, aber eindrücklicher aus, wie erzornt du bist, wie sehr etwas schmerzt oder um welche Überraschung es sich handelt.

Alliteration

Frisch, fromm, fröhlich, frei

Definition: Wenn mehrere Wörter hintereinander mit dem gleichen Laut beginnen, dann ist das ein rhetorisches Mittel. Und zwar eine Alliteration.

Weitere Beispiele:

Wie du es einsetzen kannst: Alliterationen sind einprägsam. Unserem Hirn gefällt diese Gleichförmigkeit einfach. Das kannst du dir zunutze machen und dieses rhetorische Mittel für wichtige Dinge, Produktnamen, Veranstaltungstitel, Überschriften, wasauchimmer verwenden. Eine Alliteration zu schaffen ist nämlich recht einfach. Das kriegst du mit ein bisschen Rumprobieren hin.

Erikativ

stöhn

Definition: Ich schätze, der Erikativ gehört nicht zu den rhetorischen Mitteln, die du im Deutschunterricht gelernt hast. Aber falls du jemals Mickey-Maus-Heft gelesen hast, kennst du ihn. Er ist benannt nach seiner Erfinderin, der deutschen Übersetzerin dieses Heftes Dr. Erika Fuchs. Beim Erikativ handelt sich um Verben, die auf ihren Wortstamm verkürzt sind.

Weitere Beispiele:

Wie du es einsetzen kannst: Erika Fuchs hat den Erikativ (sie hat ihn selbst natürlich nicht so genannt) für Dinge eingesetzt, die bildlich schwer darstellbar sind, für Geräusche oder für psychische Vorgänge, man nicht hören kann (grübel, bibber, schluck). Und das kannst du auch so machen. Gut genug für Entenhausen, gut genug für dich.

Viele weitere Tipps und Anregungen, wie du besondere Texte schreibst, findest du auch in meinem E-Book „Originell schreiben“.

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