Der Drang, langweilige Texte zu schreiben, kann überwältigend sein. Besonders in Unternehmen können Menschen diesem Verlangen nicht widerstehen. Aber manchen von uns rutscht doch ab und an eine interessante Formulierung oder ein origineller Gedanke in unsere Texte. Oh nein!
Die Tipps in diesem Artikel sollen dir helfen, das zu vermeiden.
Gründe, warum Menschen langweilige Texte formulieren wollen
Unsere Motivation für öde Texte kann ganz vielseitig sein. Forscherinnen des Julia-Gisela-Instituts zu Fürth haben die häufigsten fünf häufigsten Gründe, warum Menschen schnarchig schreiben, ermittelt:
- Sie möchten, dass ihre Texte nicht (zu Ende) gelesen werden.
- Sie hassen sich selbst und möchten, dass andere sich auch hassen.
- Sie haben keine Ahnung von ihrem Themengebiet, wollen aber nicht, dass es auffällt.
- Sie wollen mit ihren Texten auf keinen Fall etwas bei den Lesern bewirken (wie verkaufen, überzeugen, inspirieren etc.).
- Es erregt sie, wenn Leute gähnen.
Wenn man sich ansieht, was man mit einfallslosen Texten alles ruinieren erreichen kann, wird der Wunsch nach Schnarchtexten nochmals verständlicher.
Unvorstellbare Gefühlsleere: Das können langweilige Texte
bewirken
Es heißt, John F. Kennedy hätte mit seinen Reden eine ganze Generation junger Leute inspiriert. Das mag sein, aber stellen wir uns vor, was der US-Präsident hätte bewirken können, wenn er statt „Ich bin ein Berliner“ gesagt hätte: „Ich zähle mich mehr oder weniger, obwohl es nicht offiziell der Fall ist, zur Bevölkerung der größten Stadt der Bundesrepublik Deutschland.“
Mit langweiligen Texten können wir Menschen dazu bringen, ihren Kopf resigniert in die Hände zu stützen. Aber das ist noch lang nicht alles! Wenn du dich wirklich anstrengst, kannst du Schnarchgeräusche von bis zu 50 Dezibel auslösen.
Das Traumszenario ist, dass sich Leserinnen nach der Lektüre deines Textes leer fühlen. Richtig leer. Überzeugt davon, dass sie nie mehr Freude empfinden werden, ihr bisheriges Dasein wertlos war und sie nie wieder auch nur einen Satz von dir lesen möchten.
6 unschlagbare praxiserprobte Tipps für maximal langweilige Texte
Ich weiß, an dieser Stelle bist du richtig heiß darauf zu langweilen. Also mach ich’s nicht länger spannend (denn das lehnen wir ja konsequent ab!) und teile meine ultimativen Ratschläge für textlichen Ennui mit dir. Auf die Plätze, fertig, snarch!
1. Zeige so wenig Persönlichkeit wie irgend möglich.
Der vielleicht wichtigste Tipp, den ich dir geben kann, um nichtssagende Texte zu produzieren, ist verwechselbar zu schreiben. Dein Text sollte mit dem jeder anderen beliebigen Person verwechselt werden können. Du willst so schreiben, dass deinen Leserinnen gar nicht darüber nachdenken, wer den diesen Text verfasst haben könnte. Wenn er sich so liest, als könnte er auch computergeneriert sein, machst du alles richtig.
Konkret bedeutet das, dass du möglichst bürokratische, sachliche, offizielle Wörter und Fachbegriffe verwenden solltest (Arbeitsentgelt statt Lohn, Fahrtrichtungsanzeiger statt Blinker, Lichtsignalanlage statt Ampel, Großgrün statt Baum, Postwertzeichen statt Briefmarke, Zentralgestirn statt Sonne). Diese Wörter sorgen dafür, dass Menschen beim Lesen deines Textes keinerlei Emotionen empfinden. Genau das wollen wir!
Außerdem solltest du immer schön im Passiv formulieren, damit du als Autorin im Text nicht vorkommen musst. Beliebte Formulierungen sind „es wird dazu geraten“, „um Entschuldigung wird gebeten“ und „durch [Substantiv]-ung wird dafür gesorgt, dass“. Schreibe nie „durchführen“ (oder noch schlimmer: „machen“), sondern sprich immer von „Durchführung“.
Bonus-Tipp: Nutze Schnarchverben wie „erzielen“, „verweisen“, „erfordern“ oder „verfügen“.
2. Habe nullkommanull Ahnung, was du sagen willst.
Schreib einfach drauf los! Die Struktur kommt dir während des Schreibens (oder hoffentlich nicht!). Denk nicht über eine logische Reihenfolge deiner Argumente nach, sondern schreib sie nieder, wie sie dir in den Sinn kommen.
Auch elegante Übergänge zwischen Sätzen oder Abschnitten solltest du vermeiden. Begreife jeden Satz als autark, er sollte nicht mit vorangehenden oder nachgestellten Textteilen interagieren. Lass dir nicht weismachen, dass ein Text mehr ist als die Summe seiner Sätze.
3. Fülle deine Sätze mit irrelevanten Informationen.
Ein absoluter Profitipp, um deine Leserinnen zu ermüden, ist ihnen zu viel zuzumuten. Deshalb: Packe alles, was du weißt in deinen Text. Lass deine Leserschaft selbst herausfinden, was für sie wichtig ist und was nicht.
So erhöhst du die Chancen, dass sie deinen Text nicht zu Ende lesen. Glaube nicht, dass es diene Aufgabe ist, eine Vorauswahl anhand ihrer Relevanz für deinen Text zu treffen. Wo kämen wir denn da hin?
4. Werde zu keiner Zeit konkret.
Niemals, aber wirklich niemals solltest du genau das schreiben, was du meinst. Formuliere wie eine Hollywood-Schauspielerin, die nicht zugeben will, dass sie sich Botox hat spritzen lassen.
Wie machst du das? Nun: Du solltest alles, worunter man sich etwas vorstellen kann, aus deinem Text streichen und durch Nebulöses ersetzen. Ein paar Beispiele zur Illustration (bitte illustriere in deinem Text nichts):
- statt „20-Mann-Betrieb“ schreibe „mittelständisches Unternehmen“
- statt „wir verwenden nun langlebigeres Material, haben unsere Mitarbeitenden besser geschult und verpacken unsere Produkte sorgfältiger“ scheibe „wir haben Verbesserungen angebracht“
- statt „handgemacht“, „besonders veredelt“ oder „aus seltenem Holz“ schreibe „qualitativ hochwertig“
5. Wiederhole dich. Mehrmals.
Was langweilt mehr als Wiederholungen? Andere Frage: Was ödet dich mehr an, als immer wieder das Gleiche zu lesen? Oder anders gesagt: Kannst du dir vorstellen, dass es interessant ist, etwas mehr als einmal, wenn auch in anderen Worten, zu lesen?
6. Schreibe, was alle anderen auch schreiben.
Dein Text sollte so verwechselbar wie möglich sein. Eine wunderbare Möglichkeit, das zu erreichen, ist auf Floskeln zu setzen. Aber bitte nur die aller Abgegriffensten! Du möchtest ja so beige wie möglich klingen.
Als Langweil-Service zeige ich dir hier, auf welche Phrasen du auf keinen Fall verzichten solltest:
- Auf Instagram: „Hallo, ihr Lieben!“ und „Kennst du das auch?“
- Am Satzanfang: „XY ist derzeit in aller Munde“ und „Was haben X, Y und Z gemeinsam?“
- Am Satzende: „Lange Rede, kurzer Sinn“ oder „In diesem Sinne …“
- In Produkttexten: „qualitativ hochwertig“, „innovativ“ und „in liebevoller Kleinstarbeit hergestellt“.
- Beim Bewerben einer Veranstaltung: „Bald ist es wieder so weit“ und „Der Countdown läuft!“ (Idealerweise verbindest du beides: „Der Countdown läuft: Bald ist es wieder so weit!)
Bonus-Tipp: Nutze ChatGPT, das hat noch nie einen originellen Satz formuliert.
Fazit: Langweilen ist einfach, du musst es nur wollen
Ja, es kann schwierig sein, Schnarchtexte zu formulieren. Denn manchmal regt sich in uns das ununterdrückbare menschliche Bedürfnis, etwas Besonderes zu sein und daher einen interessanten Text zu schreiben. Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass du dieser Versuchung nicht nachgibst. Stay boring, Ponyboy!
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