Sieben von zehn Sätze, die ich lese, haben nicht genügend Kommas. Das wundert mich nicht, denn das Thema Kommas ist fast so kompliziert, wie bei Starbucks nen Kaffee zu bestellen. Die gute Nachricht lautet: Die wichtigsten Kommaregeln sind einfach erklärt. Hast du sie einmal drin, wirst du ganz automatisch Kommas an der richtigen Stelle setzen. Ich zeige dir, welche drei das sind.
Die drei wichtigsten Kommaregeln einfach erklärt
Wenn du Muttersprachlerin bist, hast du von deutscher Grammatik meist nur instinktiv Ahnung. Du hast ein Gefühl für die Sprache und bildest ganz natürlich korrekte Sätze. Aber du kannst wahrscheinlich nicht erklären, warum es die und nicht der Bäckerei ist oder wie das Plusquamperfekt gebildet wird.
Deshalb will ich dir diese Kommaregeln einfach und ohne grammatikalische Fachbegriffe erklären. Denn dafür müssten wir die erst mal definieren und das Ganze zöge sich unnötig in die Länge. Im Alltag ist es ohnehin wurscht, ob du weißt, was eine Konjunktion oder ein Infinitiv ist.
Hier also die einfachsten Erklärungen, die mir eingefallen sind:
Regel Nr. 1: Komma vor dass
Wenn du weißt, dass du gleich dass schreibst, sollte sich dein Mittelfinger schon Richtung Komma-Taste bewegen. Denn zwar nicht immer, aber allerallermeistens kommt vor dass ein Komma. Schau dir diese Beispielsätze an:
- Er sagte aus, dass er die Frau nie zuvor gesehen hatte.
- Es ist wichtig, dass wir diese Maßnahme ergreifen.
- Ich hoffe, dass ich dir weiterhelfen konnte.
Einfach, oder? Vor dass ein Komma. Musst du gar nicht weiter drüber nachdenken. Wennnnn da nicht diese kleine Spitzfindigkeit der deutschen Sprache wäre. Denn es gibt schließlich dass und das. In den meisten Fällen kommt ein Komma vor dass, aber auch vor das tritt es häufig auf (siehe Kommaregeln Nr. 2).
Wie hältst du dass und das auseinander? Ganz einfach: Frag dich, ob du das/dass durch welches oder jenes ersetzten kannst. Falls ja, wird es mit einem s geschrieben; falls nicht, ist es das mit dem Doppel-s. (Zum Beispiel: Der Thriller handelt von einem gefährlichen Seemonster, das Fischer wahllos tötet. -> Der Thriller handelt von einem gefährlichen Seemonster, welches wahllos Fischer tötet.)
Regel Nr. 2: Wenn du etwas näher erklärst
Lass es uns dieses Ml andersrum machen: Ich zeige dir erst ein paar Beispielsätze für die Kommaregel und dann erkläre ich dir (einfach!), warum hier Kommas hinmüssen.
- Es gibt Aprilscherze, die immer funktionieren.
- Die Coldstream-Garde ist ein Regiment, das für den Schutz von Schloss Windsor zuständig ist.
- Die Rentnerin, die ihren Enkel vergöttert, erzählte ihrer Freundin, dass er bald heiraten würde.
- Das wird den Anzugträgern in den oberen Etagen, die plötzlich ihr Umweltbewusstsein entdeckt haben, nicht gefallen.
Schau dir die Inhalte an, die nach einem oder zwischen zwei Kommas stehen. Das sind immer Sachen, die etwas Vorheriges näher erläutern:
- Welche Aprilscherze? Solche, die immer funktionieren.
- Welches Regiment? Jenes, das für den Schutz von Windsor zuständig ist.
- Welche Rentnerin? Jene, die ihren Enkel vergöttert.
- Welche Anzugträger? Jene, die plötzlich ihr Umweltbewusstsein entdeckt haben.
Wenn du diese Erklärungen weglassen würdest, hättest du immer noch vollständige Sätze:
- Es gibt Aprilscherze.
- Die Coldstream-Garde ist ein Regiment.
- Die Rentnerin erzählte ihrer Freundin, dass sie betrogen wurde.
- Das wird den Anzugträgern in den oberen Etagen nicht gefallen.
Aber diese Sätze haben weniger Informationsgehalt. Es ginge theoretisch ohne, aber diese zusätzlichen Erklärungen machen die Aussage erst rund.
Wenn du also einen Satz formulierst, in dem auf eine Person oder eine Sache näher eingegangen wird, brauchst du ein Komma. Solche Informationen werden oft mit Worten wie der, die, das eingeleitet. Es können aber auch andere Worte sein, die sich auf die Person, die Gruppe, den Gegenstand usw. beziehen:
- Ein Ort, *welcher* fast vergessen war.
- Der Massagesessel, *dessen* Design patentiert ist, wird schon von mehr als 500 zufriedenen Kunden genutzt.
- Züge, *welche* als Nahverkehr gelten, überschreiten eine bestimmte Fahrtzeit nicht.
Außerdem kann die Zusatzinfo auch etwas abseits stehen, wie in diesem Satz:
- Das wird den *Anzugträgern* in den oberen Etagen, *die* plötzlich ihr Umweltbewusstsein entdeckt haben, nicht gefallen.
Hier haben natürlich nicht die oberen Etagen ihr Umweltbewusstsein entdeckt, sondern die Anzugträger.
Ein Satz kann auch mehrere solche Erläuterungen enthalten:
- Kevin Müller, der seit 2015 bei der SpVgg Greuther Fürth spielt, wechselt in der nächsten Saison zum 1. FC Nürnberg, wo er einen Zwei-Jahres-Vertrag unterzeichnet hat.
Gleichermaßen kann zwischen Komma und Signalwort (der, die, das, dessen, wer, wo, wessen etc.) ein anders Wort stehen, so wie hier:
- Der Banker, *gegen* den strafrechtlich ermittelt wird, ist in Frankfurt wohnhaft.
- Die Show, *in* der ABBA als animierte Avatare zu sehen sind, läuft in London.
Wichtig ist, dass du diese zusätzliche Information nicht nur mit einem Komma einleitest, sondern auch mit diesem Satzzeichen beendest (außer es ist das Satzende, dann kommt natürlich ein Punkt). Du bettest diesen Mehrwert quasi zwischen zwei Kommas ein.
Regel Nr. 3: Komma vor um
Um ist ein weiteres Komma-Signalwort. Und zwar in den Fällen, in denen du erklärst, warum etwas getan wird.
Verwirrt? Diese Beispiele zeigen dir, was ich meine:
- Er rief ihn an, um zu fragen, wie es ihr geht.
- Ich googelte, um mich über das Thema zu informieren.
- Man sollte seine Blutwerte prüfen lassen, um Krankheiten vorzubeugen.
- Ein Update wird gestartet, um das Problem zu lösen.
Was dir vielleicht aufgefallen ist: 1. das Komma steht immer unmittelbar vor dem um und 2. das Verb danach in der Grundform (das heißt es endet auf -en). Wenn du also einen Satz mit (mindestens) zwei Verben und einem um bildest, bist du gut beraten, ein Komma zu setzen. (Ich sage gut beraten, weil es einige Ausnahmen gibt. Aber wir wollen die Sache ja nicht verkomplizieren.)
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Wo kein Komma hinkommt (obwohl du es vielleicht glaubst)
Zwar werden viele Sätze ohne ausreichend Kommas geschrieben, aber oft machen Leute auch ein Komma, wo keines hingehört. Hier sind drei Klassiker dieser Kategorie:
1. Komma vor als
Es gibt Fälle, in denen ein Komma vor als steht (z. B. Er brauchte länger, als sie dachte). Aber nicht, wenn du zwei Dinge oder Personen miteinander vergleichst, etwa:
- Sie ist größer als ihre Schwester.
- Rotwein ist teurer als Weißwein.
- Der erste Roman der Reihe ist länger als der zweite Teil.
2. Komma vor wie
Beim Komma vor wie verhält es sich genauso wie beim Komma vor als: gibt es , aber nicht beim Vergleich von Dingen.
Hier gehört ein Komma vor wie:
- Ich wusste nicht, wie ich es ihm sagen soll.
- Es trug sich so zu, wie die Zeitung berichtete.
Hier steht kein Komma vor wie:
- Eine Frau wie Magda erschüttert nichts.
- Er ist fast so erfolgreich wie sein Vater.
- China hat so viele Einwohner wie Indien.
3. Komma vor sowie
Sowie ist nur ein anderes Wort für und. Vor und setzt du ja auch kein Komma.
Fazit: Ein paar Kommaregeln beherrschen ist besser, als keine zu beherrschen
Mein Ziel mit diesem Artikel war es, dir die wichtigsten Kommaregeln einfach zu erklären. Deshalb habe ich die Ausnahmen, die es bei diesen Fällen gibt, ignoriert.
Wenn du diese drei Regeln verstanden hast, wirst du meistens richtig liegen. Und wenn du dann in sieben von zehn Sätzen Komma machst, wo du vorher keine gesetzt hättest, bist du auf dem richtigen Weg.
Übrigens: Falls du einen Helfer suchst, der dich auf fehlende oder überflüssige Kommas hinweist, kann ich dir den Duden-Mentor empfehlen.