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3 Mindset-Hacks, um bessere Texte zu schreiben

Hier ist meine These: Wenn man für etwas keine Begeisterung aufbringen kann, ist es unmöglich, in diesem Bereich eine hervorragende Leistung zu erbringen.

Es gibt zum Beispiel keinen Fußballspieler, der je den Ballon d’Or gewonnen hat, der sagt: „Ich bin nur so in dieses Fußballthema reingerutscht. Meine eigentliche Leidenschaft ist ja das Eisstockschießen“ oder „Kicken ist ganz nett, aber mein Herz schlägt für rhythmische Sportgymnastik.“

Oder ein Beispiel aus meinem Leben: Ich konnte mich in der Schule (und bis heute nicht) für BWL begeistern. Ich fand Bilanzen erstellen oder den Deckungsbeitrag errechnen sterbenslangweilig. Ich hatte keinen Spaß an dem Thema – und entsprechend waren meine Noten. Dabei war es durchaus im Rahmen meiner intellektuellen Möglichkeiten (if I say so myself), in BWL eine 1 zu bekommen. Ich war ja auch gut in Mathe (weil ich das interessanter fand).

Vielen Menschen geht es mit dem Schreiben so. Sie können sich nicht für Sprache begeistern, sehen sich vielleicht eher als Zahlenmenschen und widmen ihren Texten entsprechend wenig Zeit und Leidenschaft.

Wie man Begeisterung für ein Thema (z. B. bessere Texte zu schreiben) entwickeln kann

Joa, das ist dann wohl bissl doof, gell? Ich werde wohl nie BWL-Champion und du quälst dich weiterhin beim Texte schreiben. C’est la via.

Es sei denn … man findet irgendwie Zugang zu einem Thema und entwickelt ein bisschen Begeisterung dafür. Dann würde es einem ja leichter fallen und langfristig vielleicht sogar Spaß machen.

Kann das gehen? Ich glaube: JA!

Häufig findet man diesen Zugang über Eltern, Freunde oder in der Schule über gute Lehrer. Denn Enthusiasmus ist ansteckend. Wenn du jemanden kennst, der für etwas brennt, färbt das oft zumindest ein bisschen auf dich ab.

Aber auch Fernsehen oder mediale Vorbilder können einem Thema Aufwind geben. Deshalb haben Leute nach The Queen’s Gambit angefangen Schach zu spielen und in Deutschland ist nach Boris Beckers ersten Wimbledon-Sieg ein Tennishype ausgebrochen.

Falls das alles nicht vorhanden ist, aber der Wunsch etwas besser zu können, Begeisterung dafür aufzubringen, dennoch besteht, muss man irgendwie versuchen, selbst in das Thema reinzukommen. Sein eigener Hypeman/-woman zu werden.

Wenn es um das Thema bessere Texte schreiben geht, kann ich dir ein wenig unter die Arme greifen. Ich habe drei Mindset-Hacks für dich, mit denen du vielleicht langsam aber sicher Freude am Formulieren finden wirst.

3-mal umdenken, um Texte besser zu schreiben

Mindset-Hack ist so ein neumodisch-denglischer Begriff, den ich eigentlich ablehne. Aber er ist eine kurze und prägnante Weise auszudrücken, wofür man im Deutschen recht viele Wörter braucht.

Jedenfalls will ich dir nachfolgend vier Dinge aufzeigen, von denen du dich nur mal überzeugen lassen musst bzw. die du in deinem Kopf verankern solltest, damit es mit dem Texte schreiben besser klappt.

Hack 1: Finde Sprache faszinierend.

Das klingt vielleicht erst mal unmöglich. Faszination kann man ja nicht ein- und ausschalten wie ein Waffeleisen. Aber vielleicht färbt in den nächsten Zeilen etwas von meiner Faszination auf dich ab. Einen Versuch ist es allemal wert!

Das Tolle an Sprache ist ja, dass sie unendlich viele Möglichkeiten bietet, etwas auszudrücken, Individualität und Persönlichkeit an den Tag zu legen. Anders als zum Beispiel in den Naturwissenschaften (nix für ungut, Science!), wo es in der Regel eine richtige Lösung gibt.

Hier sind nur ein paar faszinierende Dinge an (der deutschen) Sprache:

  • Es gibt Wörter, die genau gleich sind, aber ganz andere Dinge beschreiben: Bank und Bank, oder Hochzeit und Hochzeit
  • Man kann über Wörter ins Philosophieren kommen. Ist es Zufall, dass „lieben“ nicht ohne „leben“ geschrieben werden kann?
  • Es gibt superalltägliche Wörter, die ganze Bilder zeichnen, wie Augenblick, Katzensprung oder Wolkenkratzer.
  • Es gibt eine Wortform, die Erikativ heißt (nach ihrer Erfinderin Erika Fuchs). Du kennst sie aus dem Lustigen Taschenbuch: zisch, peng, schlotter.
  • Es gibt unendlich viele Dialekte mit ihrer ganz eigenen Logik und originellen Ausdrücken. In meinem zum Beispiel Grischberla (eine sehr dünne Person), aschifdi (alleinstehend) und derhuzzn (gegen einen Baum fahren).
  • Man kann Sätzen alleine durch Satzzeichen so viel verschiedene Bedeutungen verleihen. Ein klassisches Beispiel: Komm, wir essen Opa Komm, wir essen, Opa.
  • Es herrscht eine unglaubliche Vielfalt an Textformen: Comics, Romane, Kurzgeschichten, Tweets, Verschlüsselung usw. usw.

Wie kann es einem nicht Spaß machen, mit diesem Material umzugehen? Sprache ist wie Knetgummi!

Hack 2: Lass dir von Regeln nicht den Spaß verderben.

Butter bei die Fische (<- auch so ein toller Ausdruck!): Die deutsche Sprache entspricht der deutschen Mentalität. Wir haben Hunderttausend Regeln, um uns Schreiben möglichst schwierig zu gestalten. Ich zähle mal nur ein paar Dinge auf, wo man im Deutschen Fehler machen kann:

  • Groß- und Kleinschreibung
  • Kommasetzung (!!!)
  • Zusammen- und Getrenntschreibung
  • dass vs. das
  • Sie vs. sie
  • Apostrophen
  • Straßennamen


Das könnte theoretisch alles in einem Satz vorkommen! Kein Wunder, dass viele Menschen Sorge haben, Fehler zu machen, sich mit ihren Texten zu blamieren oder als nicht so klug rüberzukommen.

Aber ein guter Text ist nicht abhängig von orthografischer Perfektion.

Eines meiner Lieblingsmantras, das sich auf viele Lebensbereiche übertragen lässt, lautet:

If you’re funny enough, you can pretty much be a psychotic asshole.

Analog dazu: Wenn du etwas Vernünftiges schreibst, du dich angemessen ausdrückst, sympathisch wirkst, ist es wurscht, ob du weißt, dass nach einem Doppelpunkt klein weitergeschrieben wird, wenn es sich nicht um einen vollständigen Satz handelt.

Überhaupt: Wer urteilt über eine andere Person, weil sie „zum öffnen hier abreißen“ statt dem korrekten „zum Öffnen hier abreißen“ schreibt?

Lass dir vom Duden nicht dein Leben vermiesen.

Das heißt natürlich nicht, dass du Rechtschreibung und Zeichensetzung nicht beachten solltest. Wenn du ganz neue eigene Regeln machst, wird das Leute irritieren, schon allein, weil wir gewisse Schreibweisen gewohnt sind.

Allerdings musst du dich auch nicht vor jedem Fehler fürchten. Es gibt genügend Fehler, die man im Deutschen machen kann, die keinen Unterschied für das Verständnis machen, oder die eh niemandem auffallen.

Ich möchte die Sache mal mit Weißwurstessen vergleichen. Da gibt es für den Verzehr auch allerhand „Regeln“: Die Weißwurst ist vor Mittag zu verzehren, man hat sie zu zuzeln und Weißbier, süßer Senf und Brezen dürfen nicht fehlen. Was soll der Schwachsinn? Lasst die Leute doch essen, wie sie möchten. Wenn du lieber Besteck verwendest und mittelscharfen Senf, Aperol Spritz und ne Vollkornsemmel dazu essen willst, mach das einfach. (Überhaupt: Go vegan!)

Hack 3: Lass dir nicht einreden, Schreiben funktioniere anders als Sprechen.

Das ist ein Tipp, den ich nicht müde werde, zu geben: Schreibe, wie du sprichst und es wird dir viel leichter fallen. Die Vorstellung, dass du schriftlich radikal anders klingen musst als verbal, ist Käse.

Ich sage „radikal anders“, weil Gesprochenes nur zu transkribieren suboptimal wäre. Denn wenn wir sprechen, verwenden wir viele ähs, wir führen Sätze nicht zu Ende, wir sprechen nicht immer grammatikalisch korrekt, wir verheddern uns. So kann man natürlich nicht seine Texte gestalten. Die Leserinnen würden verrückt.

Wenn du dich daran orientierst und deine verbale Ausdrucksform schriftlich etwas ausbügelst, ist das für die meisten Alltagstexte ideal.

Fazit: Bessere Texte zu schreiben ist größtenteils Kopfsache

Lass mich zusammenfassen. Wenn du dich irgendwie dazu durchringen kannst, Sprache faszinierend zu finden; dich nicht von möglichen Rechtschreib- oder Grammatikfehlern ins Bockshorn jagen zu lassen; und dich mit Stift in der Hand nicht verstellst, wirst du bessere Texte schreiben. 

Natürlich sind das keine Zaubertricks, die dich in Stephen King verwandeln. Aber du solltest nicht unterschätzen, wie sehr deine Einstellung zum Schreiben deine Texte beeinflussen kann.

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Hi, ich bin Julia

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